Im Land des Sonnenscheins

Dienstag, 17.10.2017

Heute führte mein Weg mich nach Nikkō, einer kleinen Stadt im Landesinneren, ca. 3 Stunden mit dem Zug nördlich von Tokyo, die übersetzt Sonnenscheinstadt heißt. Und einmal mehr bin ich an einem Ort, der zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.

"Nikkō is Nippon", also Nikkō ist Japan, kündigten schon die Banner im lokalen Zug an, weshalb ich mich auch um 7 Uhr morgens aufmachte, um mich während der morgendlichen Rush-hour in die vollbesetzte U-Bahn zu drängen. Nach nur zwei Stationen leerte sich jedoch die Bahn, die weiter raus aus aus der Stadt fuhr, und ohne die Berufspendler blieben nur ein paar Einheimische übrig, die friedlich vor sich hin schlummerten. Und auch ich schloss die Augen um noch ein wenig zu dösen. Nach dem Umsteigen war die Situation dann jedoch gegenteilig, mehrere hundert Touristen hatten scheinbar das gleiche Ziel wie ich. Und das nicht ohne Grund, denn traditionell findet am 17. Oktober jedes Jahr das Herbstfestival des großen Scheins Tōshō-gū statt, begleitet vom Aufmarsch der 1000 Samurai-Krieger.

Beim Tempelgelände angekommen war ich überwältigt von der Masse an Menschen, Touristen und Einheimische, die sich entlang der Festzugroute tümmelten. Man hätte meinen können, der Dalai Lama höchst persönlich wären zu Besuch. Und so suchte ich mir einen Platz in der ersten Reihe und genoss den Festzug der insgesamt 800 Krieger in ihren 53 verschiedenen Kostümen. Wie bei jedem Matsuri, wie solch ein Umzug bzw. das Tempelfest genannt wird, wurde auch wieder der tragbare Schrein über das Gelände getragen, um den Gott zu ehren.  Auch ein Drache und ein Tengo, ein japanischer Bergkobold, waren beim Festzug anwesend.



Nach dem Umzug erkundete ich noch ausführlich die Tempelanlage, die wirklich groß und wunderschön ist. Alle Gebäude waren mit Figuren und Bildern reich verziert, unter anderem auch mit Elefanten und Drachen und den bekannten drei Affen, die nichts hören, nichts sehen und nichts sagen wollen.

Besonders beeindruckt hat mich eine Tempelhalle, die mit einem wunderschönen weißen Drachen als Deckengemälde verziert ist. In dieser Halle führte ein Mönch die besondere Akustik des Raums vor, indem er zwei Klanghölzer kräftig aneinander schlug. Jedoch nur wenn er genau unterhalb des Drachenkopfes stand, kam es zu einer Vibration im Deckengewölbe, die wie das  Knurren eines Drachen klang. Bei dieser Besichtigung lernte ich dann auch einen jungen, deutschen Studenten kennen, der ebenfalls allein reiste und mit dem ich dann weiterzog und den Rest des Tages die umliegenden Sehenswürdigkeiten besuchte. 

Unser erster Weg führte uns zur heiligen Brücke Shinkyō, unter der der Fluss Daiya fließt und die den Übergang von der profanen Welt auf den heiligen Boden der Tempelanlage markiert.

Nach Verlassen des Tempelgeländes fuhren wir mit dem Bus die Serpentinen hoch in die Berge, in den Nikō-Nationalpark im Westen und auf ca. 1300m Höhe. Dort kann man die Kegon-Wasserfälle des Flusses Ōshiri besichtigen, dem Ablauf des Chūzenji-Sees. Mittels einer Fahrt mit einem Fahrstuhl, 100m hinab, erreichten wir die 94m hohen Fälle.

Danach ging es wieder hoch und weiter zum nahegelegenen Chūzenji-See, am Fuße des knapp 2800m hohen Vulkans Nantai. Umrandet von den umliegenden Bergen war dieser See ein toller Anblick, der zum Wandern einlud. Leider neigte sich der Tag jedoch bereits wieder dem Ende entgegen und der Rückweg stand ja auch noch an, weshalb ich wohl dorthin zum Wandern nochmal wiederkommen muss.

Morgen werde ich dann mal mein Glück versuchen und zum Fuji-san fahren. Bisher war der Berg ja eher schüchtern und wollte sich mir ja nicht zeigen. Morgen soll es aber recht klar werden, weshalb ich es einfach mal versuchen werde. Drückt mir die Daumen, damit ich euch hier endlich einmal ein Bild posten kann.