Willkommen auf dem Mars!

Dienstag, 03.04.2018

„Entweder fährt man immer wieder nach Lanzarote, oder man kommt nie mehr wieder.“ Um dem nasskalten Winter in Deutschland zu entfliehen und weil ich meinen Geburtstag gerne am Strand verbringen möchte, buchte ich zu Beginn des Jahres einen Trip auf die Kanaren. Lanzarote bot sich an, da es günstig war und mit tollen Wanderungen lockte. Zugegeben, ich war auch sehr neugierig auf die doch so ungewöhnliche Landschaft, die sehr nach Mond- oder Marslandschaft auf den Bildern aussah.

Lavaströme, schwarzer Sand, Vulkankrater, karge Landschaft und unendliche Weiten ohne Bäume … so stellte ich mir Lanzarote vor. Und ich sollte nicht enttäuscht werden und zugleich wurde ich doch auch überrascht, denn Anfang April blühen hier überall kleine Blümchen. Das karge weite Nichts besteht sowohl aus schwarzem Lavagestein, als auch aus gelber, brauner und roter Erde, in der viel Grünes und Buntes wächst und der vermeintlich kargen Insel viel Leben verleiht.
Untergebracht bin ich in einem sehr schönen, modernen Appartement unweit vom Strand in Playa Honda, nur ca. eine halbe Stunde Fußmarsch am Strand entlang nach Arrecife, der Hauptstadt der Insel.

Los ging es gestern, am ersten Tag, zur Kraterwanderung auf die 458m hohe Caldera Blanca. Der Krater zählt mit seinem Durchmesser von fast einem Kilometer zu einem der größten seiner Art auf der Insel. Vom Parkplatz aus wanderte ich zunächst durch ein schwarzes Lavafeld zum Fuß des Kraters, bevor ich den langen Aufstieg entlang des Kegels in Angriff nahm. Oben angekommen ließ ich es mir nicht nehmen, entlang des Grates eine Runde zu laufen und die einzigartige Aussicht in den Kraterkessel zu genießen, in dem Schafe und Ziegen weideten.

Heute ging es weiter zunächst zur Höhle Cueva de los Verdes. Von dem insgesamt knapp 7km langen Höhlensystem konnte ein ca. 1km langer Tunnel besichtigt werden. Die Höhlen bestehen vorwiegend aus Lavagestein, aber auch aus Basalt, Phosphor und Kalk. Die Temperatur beträgt unterirdisch durchgehend 19Grad und die vielen größeren Höhlen werden auch für Konzerte genutzt. Der Höhepunkt der geführten Tour war jedoch ein knapp 25m tiefes Loch mit einem beeindruckenden Echo, das man selbst einmal erlebt haben muss.

Danach ging es weiter zur Wanderung vom Camino de Guatifay zum Strand Playa del Risco. Während des Abstiegs von 380m Höhe runter zum Strand hatte ich eine atemberaubende Aussicht auf die Nachbarinsel La Graciosa, die ich mir übermorgen genauer anschauen werde. Abstieg ist wohl nicht das richtige Wort … der Weg zeichnete sich durch kilometerlange Serpentinen aus Geröll aus, die ich mehr oder weniger runter rutschte. Aber der Weg ist ja bekanntlich das Ziel und unten angekommen entschädigte der Strand auch für alles, denn er war trotz des schönen Wetters menschenleer, da er mit dem Auto nicht erreichbar ist. Und so nutzte ich die Gelegenheit, um mich ungestört bei Sonne und 24 Grad im Schatten in die Fluten stürzen zu können. Nach dieser Abkühlung und der anschließenden Umwanderung der Salinas del Rio, alten Meerwasserbecken, aus denen Meersalz gewonnen wurde, machte ich mich dann auch wieder an den Aufstieg, oder sollte ich sagen, an den Rutsch bergauf.

Den Tag ausklingen ließ ich dann am Strand, mit netter Gesellschaft, Wein, einem Tapas-Picknick und dem immer wieder beeindruckenden Sound des Meeres.

Willkommen in Supperville

Mittwoch, 17.01.2018

„Ein Stück wie ein Verkehrsunfall, man kann einfach nicht wegsehen“ raune ich meinem Sitznachbar in der 13minütigen Pause zu. Auch er starrt gebannt auf die Akteure auf der Bühne, die während der Pause in ihrem Spiel innehalten. Es ist Mittwochabend, ich sitze in der Waggonhalle Marburg, wo die Performance "Supperville", ein ­Kooperationsprojekts des Fast Forward Theatres mit TheaterGegenstand und den Conscientious Mythmakers, aufgeführt wird.

Supperville

Noch 12 Minuten Pause.

Zwei Darsteller stehen direkt vor uns am Bühnenrand und blättern, für jede Minute die vergeht, ein Schild um, das die noch verbleibenden Minuten anzeigt. Trotz der offensichtlichen Pause bleibt es still im Saal, niemand steht auf oder sagt etwas. Langsam, sehr langsam, nach zwei Minuten, einer gefühlten Ewigkeit, erheben sich die ersten Zuschauer, um Getränke zu holen oder auf die Toilette zu gehen. Zeit um mit meinem Sitznachbarn die bisherigen Geschehnisse in Supperville zu diskutieren.

Noch 11 Minuten Pause.

"Supperville“ ein fiktiver Ort mit fiktiven Figuren, die sich jeden Abend neu erfinden.
Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist die Wohnung einer der Figuren, wo zum jährlichen Essen mit Familie, Freunden und Kollegen geladen wird. Natürlich darf auch ein gemeinsames Gruppenfoto nicht fehlen, schließlich will man ja die harmonische und seriöse Fassade nach außen aufrechterhalten.
Dass Setting ist wechselnd, die Szenerie bleibt jedoch gleich. Das Bühnenbild ist klar strukturiert und in mehrere Teilbereiche der Wohnung aufgegliedert, in denen die Handlung spielt. Zentral im Mittelpunkt steht die große Tafel, an der gespeist und getrunken wird, zudem bewegen sie sich die Figuren unter anderem zwischen Flipperautomat und Sofa mit Leseecke hin und her.

Noch 8 Minuten Pause.

Das Konzept des Stücks ist so einfach wie genial. Man nehme: mehrere Akteure, ein paar simple Regeln, ein grober Ablauf … der Rest ins Improvisation, eine Performance eben. Das Einzige, was für die Schauspieler zu Beginn des Stückes feststeht, sind ihre Namen und ihre Beziehungen zueinander, der Rest entsteht und vergeht auf der Bühne. Der Zuschauer wird zum Voyeur, die Akteure zu dramatischen und zugleich komödiantischen Schachfiguren der Regie. Denn diese entscheidet mit Zu- und Abschalten der Mikrophone, welcher Darsteller und welche Szenen gerade im Fokus stehen sollen. So entsteht ein unterhaltsames Chaos auf der Bühne, das klaren Regeln zu folgen scheint, die sich dem Zuschauer jedoch nicht zur Gänze erschließen.

Noch 5 Minuten Pause.

Gleich zu Beginn kommt der Voyeur in mir auch schon voll auf seine Kosten. Es wird getratscht, gelästert und gemobbt, Intrigen werden gesponnen und Geheimnisse schamlos offengelegt. Peinlich berührt fühle ich mich an die ein oder andere eigene Lebenserfahrung erinnert, gleichzeitig bin ich fasziniert, wie schamlos vor und hinter dem Rücken der ein- oder anderen Figur über diese gesprochen wird. Ich fühle mich stellenweise wie ein vom Auto geblendetes Reh, ich will nicht hinschauen, bin aber zu gebannt von der Handlung, um wegzusehen. Ich will wissen wie es weitergeht und ja, ich will sehen, wie sie sich zerfleischen. Es beruhigt mich in der Pause zu hören, dass es meinen Sitznachbarn ähnlich geht.

Noch 2 Minuten Pause.

Mein Sitznachbar und ich nutzen die verbleibende Zeit, um die Beziehungsgeflechte der einzelnen Personen zueinander herauszuarbeiten. Wer mit wem und warum oder warum nicht? Vielleicht sollten wir ein Genogram erstellen, nur reicht dafür die Zeit leider nicht mehr. So viele offene Fragen ... und warum überhaupt 13 Minuten Pause, warum nicht 10 oder 15?
Bis zur Pause konnten wir dem Geschehen auf der Bühne gut folgen, obwohl so viele Handlungsstränge parallel stattfinden. Auch wenn der Fokus gerade mal wechselt, fällt es leicht auch dem Geschehen zu folgen, auf das man als Zuschauer gerade seinen eigenen Fokus gerichtet hat. Mein Sitznachbar und ich sind zufrieden, sind wir uns doch sicher, als Profivoyeure wirklich alles mitbekommen zu haben.

Ende der Pause.

Es geht genauso rasant weiter, wie es begonnen hat, nein sogar noch rasanter. Irgendwann verliere ich dann doch den Überblick. Während ich noch der Gruppe mit den keifenden Frauen nachschaue, droht auch schon der Streit zwischen den Männern zu eskalieren, eine Prügelei droht. „Warum streiten die jetzt?“ flüstere ich meinem Sitznachbarn fragend zu. „Keine Ahnung, ist auch egal, ist doch lustig“ gibt dieser zurück.

Das Konzept von „Supperville“ geht auf, ich fühle mich unterhalten. Ich habe Spaß daran, dem improvisierten Treiben auf der Bühne zu folgen und lache zeitweise herzhaft laut über die ein oder andere Bemerkung und die tragische Komik einzelner Figuren. Es ist ein Stück, wie es das Leben auch schreiben könnte. „Es hat schon auch was Exhibitionistisches“ erklärt mir eine der Darstellerinnen hinterher, denn auch wenn sie nur eine Rolle spiele, so zeige sie doch auch die Facetten der menschlichen Persönlichkeit, die sonst hinter verschlossenen Türen bleiben, eben weil die Reaktionen, Worte und Handlungen von ihr improvisiert sind.

Es endet auf der Bühne, wie es begonnen hat. Das jährliche Abendessen neigt sich dem Ende zu, einzelne Paare tanzen, Schweigen erfüllt den Raum. Vieles wurde ausgesprochen und neben der Suppe und dem Wein auf den Tisch gebracht, geklärt wurde wenig, aber dafür bleibt ja beim nächsten Abendessen wieder Zeit, wenn wieder zum jährlichen Familientreffen in Supperville geladen wird.

 

Foto: Veranstalter

Gute Nacht Tokyo!

Freitag, 20.10.2017

Eigentlich wollte ich gestern Abend noch eine nächtliche Fototour durch Tokyo machen, doch leider machte mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Es schien fast so, als wolle Tokyo mich schon mal wieder an das deutsche nasskalte Wetter gewöhnen und so kämpfte ich mit meinem Schirm gegen Wind und Regen an, um wenigstens ein paar schöne Aufnahmen zu machen.

Mein Weg führte mich in den Stadtteil Odaiba, der auf einer kleinen künstlichen Insel am Hafen liegt. Dort steht an der Gundam Front seit ein paar Wochen ein neuer, 18m großer, Transformer, der im Dunkeln sogar leuchtet. Wer jetzt nicht weiß, wovon ich spreche, schaut sich am besten die Bilder an.

Danach genoss ich noch den Ausblick auf die Stadt und die berühmte Rainbow Bridge, die die Insel mit dem Festland verbindet.

Bei diesem Anblick wurde ich ganz sentimental, denn es hieß jetzt erstmal Abschied nehmen. Ich hatte eine tolle Zeit mit tollen Menschen und schönen Erlebnissen und Eindrücken. Ich freue mich jetzt schon auf ein Wiedersehen.

Konnichiwa Fuji-san!

Mittwoch, 18.10.2017

Heute morgen bin ich auf gut Glück nach Shimo-Yoshida gefahren, da es der einzige Tag in der Woche war, für den weniger Wolken und mehr Sonne angesagt waren. Da es mir bislang verwehrt blieb, den Fuji-san zu sehen, setze ich alles auf eine Karte und nahm die drei Stunden Anfahrt auf mich, auch auf die Gefahr hin, den Berg wieder nicht zu sehen. Und so machte ich mich um 8 Uhr morgens bei strahlendem Sonnenschein auf und fuhr mit der Bahn raus aus der Stadt Richtung Westen. Die Landschaft war wirklich wunderschön und es wurde immer gebirgiger aber leider auch zunehmend wolkiger. Kurz vor dem Ziel ließ sich der Berg dann das erste Mal blicken und ein Raunen ging durch den Zug, gefolgt vom Klicken der Fotoapparate.

Während die ganzen Touristen sitzen blieben, um näher an den Fuß des Berges zu fahren, stieg ich in Shimo-Yoshida aus, einem winzig kleinen Nest auf dem Lande. Bekannt ist der Ort, da dort auf einem Brrg eine rote Pagode steht, die bereits sehr oft, mit dem Berg Fuji als Hintergrund, fotografiert wurde und deshalb eines der bekanntesten Fotomotive ist. Und so stieg ich die knapp 400 Stufen zur Pagode empor, in der Hoffnung, eben jenes Bild selbst schießen zu können.

Der Weg hinauf ging recht schnell und so hielt ich nur immer mal wieder inne, um die Warnungen vor den wilden Tieren und natürlich die Aussicht auf den Fuji-san zu bewundern.

Oben angekommen wurde ich dann für das lange Warten, das frühe Aufstehen, die lange Fahrt und den Aufstieg belohnt, denn Fuji-san ließ sich tatsächlich genau zwei Stunden lang sehen, wenn auch schüchtern umspielt von Wolken. Diese Zeit nutzte ich um ein paar tolle Fotos zu schießen und den Berg effektvoll einzufangen, bevor er wieder für den Rest des Tages hinter einer dicken Wolkendecke verschwand.

Dieser Anblick hat mich wirklich sehr glücklich gemacht, denn schon so lange habe ich davon geträumt, den Berg einmal live zu sehen. Beim nächsten Trip nach Japan möchte ich ihn dann auch besteigen und bewandern, was allerdings nur in den Sommermonaten gut möglich ist. Also lieber Fuji-san, ich komme wieder!

Im Land des Sonnenscheins

Dienstag, 17.10.2017

Heute führte mein Weg mich nach Nikkō, einer kleinen Stadt im Landesinneren, ca. 3 Stunden mit dem Zug nördlich von Tokyo, die übersetzt Sonnenscheinstadt heißt. Und einmal mehr bin ich an einem Ort, der zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.

"Nikkō is Nippon", also Nikkō ist Japan, kündigten schon die Banner im lokalen Zug an, weshalb ich mich auch um 7 Uhr morgens aufmachte, um mich während der morgendlichen Rush-hour in die vollbesetzte U-Bahn zu drängen. Nach nur zwei Stationen leerte sich jedoch die Bahn, die weiter raus aus aus der Stadt fuhr, und ohne die Berufspendler blieben nur ein paar Einheimische übrig, die friedlich vor sich hin schlummerten. Und auch ich schloss die Augen um noch ein wenig zu dösen. Nach dem Umsteigen war die Situation dann jedoch gegenteilig, mehrere hundert Touristen hatten scheinbar das gleiche Ziel wie ich. Und das nicht ohne Grund, denn traditionell findet am 17. Oktober jedes Jahr das Herbstfestival des großen Scheins Tōshō-gū statt, begleitet vom Aufmarsch der 1000 Samurai-Krieger.

Beim Tempelgelände angekommen war ich überwältigt von der Masse an Menschen, Touristen und Einheimische, die sich entlang der Festzugroute tümmelten. Man hätte meinen können, der Dalai Lama höchst persönlich wären zu Besuch. Und so suchte ich mir einen Platz in der ersten Reihe und genoss den Festzug der insgesamt 800 Krieger in ihren 53 verschiedenen Kostümen. Wie bei jedem Matsuri, wie solch ein Umzug bzw. das Tempelfest genannt wird, wurde auch wieder der tragbare Schrein über das Gelände getragen, um den Gott zu ehren.  Auch ein Drache und ein Tengo, ein japanischer Bergkobold, waren beim Festzug anwesend.



Nach dem Umzug erkundete ich noch ausführlich die Tempelanlage, die wirklich groß und wunderschön ist. Alle Gebäude waren mit Figuren und Bildern reich verziert, unter anderem auch mit Elefanten und Drachen und den bekannten drei Affen, die nichts hören, nichts sehen und nichts sagen wollen.

Besonders beeindruckt hat mich eine Tempelhalle, die mit einem wunderschönen weißen Drachen als Deckengemälde verziert ist. In dieser Halle führte ein Mönch die besondere Akustik des Raums vor, indem er zwei Klanghölzer kräftig aneinander schlug. Jedoch nur wenn er genau unterhalb des Drachenkopfes stand, kam es zu einer Vibration im Deckengewölbe, die wie das  Knurren eines Drachen klang. Bei dieser Besichtigung lernte ich dann auch einen jungen, deutschen Studenten kennen, der ebenfalls allein reiste und mit dem ich dann weiterzog und den Rest des Tages die umliegenden Sehenswürdigkeiten besuchte. 

Unser erster Weg führte uns zur heiligen Brücke Shinkyō, unter der der Fluss Daiya fließt und die den Übergang von der profanen Welt auf den heiligen Boden der Tempelanlage markiert.

Nach Verlassen des Tempelgeländes fuhren wir mit dem Bus die Serpentinen hoch in die Berge, in den Nikō-Nationalpark im Westen und auf ca. 1300m Höhe. Dort kann man die Kegon-Wasserfälle des Flusses Ōshiri besichtigen, dem Ablauf des Chūzenji-Sees. Mittels einer Fahrt mit einem Fahrstuhl, 100m hinab, erreichten wir die 94m hohen Fälle.

Danach ging es wieder hoch und weiter zum nahegelegenen Chūzenji-See, am Fuße des knapp 2800m hohen Vulkans Nantai. Umrandet von den umliegenden Bergen war dieser See ein toller Anblick, der zum Wandern einlud. Leider neigte sich der Tag jedoch bereits wieder dem Ende entgegen und der Rückweg stand ja auch noch an, weshalb ich wohl dorthin zum Wandern nochmal wiederkommen muss.

Morgen werde ich dann mal mein Glück versuchen und zum Fuji-san fahren. Bisher war der Berg ja eher schüchtern und wollte sich mir ja nicht zeigen. Morgen soll es aber recht klar werden, weshalb ich es einfach mal versuchen werde. Drückt mir die Daumen, damit ich euch hier endlich einmal ein Bild posten kann.

große Kunst und ... nunja ...

Sonntag, 15.10.2017

Was lange währt ... heute ging es endlich ins StudioGhibli Museum. Nachdem ich bei meinem letzten Besuch in Japan ja leider keine Karten mehr bekommen hatte, war ich dieamal deutlich besser vorbereitet und hatte meine Karten diesmal bereits im Juli online gekauft. Und so ging es zusammen mit einer anderen Deutschen, die ich seinerzeit bei meiner Gastfamilie kennengelernt habe und die nun in Japan studiert, bei Regenwetter in das Filmmuseum.

Studie Ghibli ist weltweit bekannt für seine fantastisch und kunstvoll animierten Filme, die sich durch sehr bewegenden Geschichte, verpackt in tollen Bildern und mit stimmungsvoller Musik, auszeichnen. Vor allem die Filme "Prinzessin Mononoke", "Chihiros Reise ins Zauberland" und "Mein Nachbar Totoro", der gleichzeitig auch das Wahrzeichen des Studios ist, sind auch außerhalb Japans bekannt und waren große Erfolge im Kino. Das Museum widmet sich diesen Filmen, seinen bekannten Figuren und der Arbeit, die hinter einem solchen Film steckt. Auf drei Ebenen kann man Skizzen, Folien und Animationen bewundern und natürlich im Souvenirshop auch Andenken kaufen. Darüber hinaus gibt es im museumseigenen Kino einen Kurzfilm des Studios zu sehen, der qualitativ mit den Spielfilmen mithalten kann. Leider durfte man im Museum verständlicherweise keine Fotos machen, dafür aber draußen im Garten.

Am Abend ging es dann mit einer japanischen Freundin, die ich seinerzei in Tasmanien kennengelernt habe, zum Essen in ein chinesisches Restaurant. Das Essen war fantastisch ... frisch, chinesisch und leicht. Wir bestellten mariniertes, gegrilltes Lamm mit Zwiebeln, dampfgegarten Teigtaschen mit Schrimps und mit Knoblauch gedünsteter chinesischer Spinat. Dazu gab es chinesisches und japanisches Bier. Das Essen war so großartig, dass ich mir der etwas fragwürdige Dekoration erst nach und nach bewusst wurde. Ich frage mich noch immer, ob das Kunst sein soll und was der chinesische Innenarchitekt sich wohl dabei gedacht hat. Nunja, vielleicht bringt es ja Glück. 

Mut zur Unhöflichkeit

Freitag, 13.10.2017

Die letzten zwei Tage habe ich im Bett verbracht, da mich eine heftige Bronchitis erwischt hat. Schuld ist wohl der Wechsel zwischen dem heißen Klima draußen und dem kühlen Klima in den klimatisierten Räumen. So hielt ich mich die letzten zwei Tage mit Husten, Schnupfen, Fieber, Schüttelfrost und Gliederschmerzen im Bett auf und ging nur zur Nahrungssuche mal kurz vor die Türe. Zum Glück bekommt man in Japan an jeder Ecke alles, was der kranke Körper braucht. Auch heißen Zitronentee, wahlweise mit Honig und sogar mit Ingwer, kann man am Automaten für umgerechnet ca. einen Euro ziehen. Man, wie werde ich diese Dinger in Deutschland wieder vermissen.

Erkältet in einem Land voller Schniefnasen mit Atemschutz ist wirklich nicht witzig, denn in Japan gilt es als sehr unhöflich, sich in der Öffentlichkeit zu schneuzen. Statt dessen zieht man die Nase geräuschvoll hoch. OK, ich bin ja ein höflicher Mensch und kann mich darauf einstellen, nicht aber, wenn ich kaum noch Luft bekomme und die Nase permanent tropft. Und so hieß es, Etikette oder Überleben ... Also hab ich mich die letzten Tage wie ein doofer Touri benommen und meine Nase auch in der Öffentlichkeit laut geschnäuzt. Inzwischen geht es mir wieder besser und so kann es morgen weiter nach Tokyo gehen, denn auch dort habe ich noch Pläne, für die ich wieder fit sein möchte.

Ein Foto von meiner Rotzhö(h/l)le erspare ich euch jetzt mal. ;)

Auf den Spuren von Tom Cruise

Mittwoch, 11.10.2017

Der heutige Tag führte mich zuerst nach Yamazaki, wo ich eine Besichtigungstour durch die Suntory Whiskeybrauerei gebucht hatte. Da der einzige noch freie Termin um 09:50 Uhr morgens war, musste ich diesmal früh aufstehen. Leider begann der Tag mit massiven Grippesymptomen, aber so ein bisschen Whiskey wirkt ja desinfizierend von innen. 

Die Tour durch die Brauerei war wirklich sehr spannend und lehrreich. Nach einer gründlichen Desinfektion durfte ich alle Bereiche der Distille besichtigen und war überrascht, über die vielen Eindrücke auf allen Ebenen. So war das Klima in den meisten Räumen sehr warm und die Luft vom Alkoholgeruch und vielen anderen Aromen geschwängert. Beeindruckend war vor allem das Lagerhaus, in dem mehrere hunderte Fässer mit, zum Teil sehr altem, Whisky lagern. Das Highlight der Tour war aber definitiv das Tasting am Schluss, das gleich mit vier sehr guten Single-Malt-Whiskeys aufwartete.

Anschließend ging es, nicht ohne Flasche als Souvenir im Gepäck, weiter nach Himeji, wo erneut ein UNESCO-Weltkulturerbe auf mich wartete. Die Besichtigung der Burg von Himeji stand an, wo einst auch schon Tom Cruise für die Dreharbeiten zum Film "the last Samurai" verweilte. Die Burg galt seinerzeit als uneinnehmbar und thront heute noch genauso schön wie damals in weiß hoch über der Stadt. 

Anschließend ging es noch durch die angrenzenden japanischen Gärten, die in Japan zu den Schönsten zählen.

Der Weg ist das Ziel

Dienstag, 10.10.2017

Heute führte mich mein Weg zum Fushimi Inari-Taisha, meinem Lieblingsschrein in Japan. Auch wenn euch der Name auf Anhieb nichts sagt, so hat doch jeder schon einmal auf Fotos oder in Zeitschriften eines der markanten orangen schwarzen Tore gesehen, die typisch für den Schrein des Fuchses sind.

Trotz Halsschmerzen und weiteren Erkältungssymptomen machte ich mich heute in der Früh auf, diesen tollen Schrein erneut einen Besuch abzustatten. Angeblich befinden sich über 5000 Tore auf dem Gelände und gefühlt dreimal soviel Stufen, die sich den Inari Berg hinauf und hinab schlängeln. Tapfer habe ich mich bei knapp 30 Grad den Weg zum Gipfel auf 233 Höhenmeter gekämpft. Durch das Auf und Ab waren es aber deutlich mehr Höhenmeter und so brauchte ich knapp 45 Minuten für den Aufstieg. An jeder Kreuzung trennte sich zunehmend die Spreu vom Weizen und sonwaren hoch oben auf dem Gipfel tatsächlich nur noch wenige Touristen zu sehen.

Morgen muss ich sehr früh aufstehen, denn für morgen habe ich was Besonderes geplant. Was, wird noch nicht verraten, lasst euch also überraschen.

Bibi trifft Bambi

Montag, 09.10.2017

Heute war ich in Nara, einem der bedeutendsten touristischen Orte Japans. Bekannt ist der kleine historische Ort vor allem für seine über 1300 zahmen Hirsche und Rehe, die sich überall in der ganz Stadt frei bewegen. Vor allem die Rehkitze haben es mir angetan, die mir sogar aus der Hand fraßen.

Darüber hinaus ist die Stadt bekannt für seine vielen, sehr alten aber gut erhaltenen, Tempel und Schreine, die auch zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Darüber hinaus steht in Nara die größte buddhistische Buddhastatue Japans. Diese ist insgesamt 18m hoch und da so ein Riese auch ein entsprechend großes Haus braucht, befindet sich die Statue deshalb in der großen Haupthalle des Tōdai-ji Tempels. Die Haupthalle ist das größte rein aus Holz gebaute Gebäude der Welt.

Der Tag in Nara war wirklich klasse. Man wusste gar nicht, wo man zuerst hinschauen sollte, denn überall tummelten sich Rehe und Hirsche zwischen Schreinen, Steinlaternen und Touristen. Zur Belohnung gab es deshalb anschließend ein wirklich fantastisches Dinner in einem traditionellen japanischen Restaurant.