Berichte von 05/2015

Kanpai zum Abschied

Sonntag, 31.05.2015

Das war es dann also ... 8 Wochen sind um! Und nun sitze ich hier am Flughafen und will eigentlich noch gar nicht zurück nach Deutschland. Ich glaube ich werde einen Kulturschock bekommen ... Zum Glück warten ein paar sehr nette Menschen auf mich in Deutschland, die mich empfangen und durch die nächsten 4 Tage begleiten werden, bevor es am 04.06. weiter nach Island geht.

Der letzte Tag und vor allem die letzte Nacht in Tokyo waren geradezu perfekt. Ich habe den Tag bei blauem Himmel und Sonnenschein am Strand von Kamakura verbracht und das Meer genossen. Im Wasser war ich natürlich auch, das war auch ganz klar und gar nicht kalt und der Strand schön sauber. Trotz Lichtschutzfaktor 50 habe ich mir jedoch trotzdem einen unschönen Sonnenbrand eingefangen.

Am Strand habe ich dann noch zwei sehr nette Männer aufgegabelt, einen 40jährigen Deutschen aus München und einen 31jährigen Schweden. Mit beiden habe ich dann noch die große Buddhastatue und einen berühmte Tempel in Kamakura besucht.

Da wir uns gut verstanden haben, beschlossen wir uns auch für den Abend zu verabreden, doch vorher brauchten wir alle eine Dusche und wollten uns aufhübschen ... somit war ich gerade im obersten Stockwerk meines Hotels, als die Erde erneut bebte ... Es war gruselig und faszinierend zugleich: mein Hotel schwankte und knarzte bedrohlich, Putz rieselte von der Decke, die Aufzüge schlugen gegen die Schachtwände, Gegenstände fielen aus den Regalen und ich rutschte mit dem Lippenstift ab ... Nach ca. einer Minute war alles vorbei und ging wieder seinen gewohnten Gang. Hinterher habe ich aus der Presse erfahren, dass das Beben eine Stärke von 8,5 hatte, also nahe der Apokalypse! Irgendwo in Tokyo sind wohl auch Häuser eingestürzt.

Davon ließen wir uns aber den Abend nicht verderben und so ging es kurze Zeit später, frisch gestylt und mit zwei wirklich smarten und gutaussehenden Herren, auf ins tokyoter Nachtleben. Wir haben in einer kleinen traditionellen Bar, abseits der touristischen Straßen in einer kleinen Seitengasse, gutes japansches Barbecue gegessen und uns unter die Einheimischen gemischt. Der Sake floss in Strömen und so stießen wir immer wieder mit einem lauten "Kanpai" (Prost) auf uns, unseren gemeinsamen Tag, Japan, das gute Essen, die tolle Zeit und den Abschied an. Das perfete Ende für eine wirklich sehr tolle Zeit in diesem wunderbaren Land!

Sayonara Nippon ... Island, ég er að  koma!

Tokyo zu Fuß

Donnerstag, 28.05.2015

In den letzten Tagen habe ich Tokyo erkundet und das zu Fuß! Diese Stadt ist so unglaublich groß, laut, bunt und vielseitig. Natürlich war ich auch an der größten Fußgängerkreuzung der Welt in Shibuya und habe diese überquert. Zudem habe ich mir mehrere Tempel, den Skytree, das derzeit zweithöchsten Bauwerk der Welt, den Tokio Tower, das Government Building sowie den imperialen Garten rum um den Kaiserpalast angesehen. Jeden Abend tun mir die Füße weh und ich falle meist erst nachts müde ins Bett.

Heute war ich erneut mit meiner Freundin aus Osaka unterwegs, erst Eis essen, dann Karaoke und Purikura. Bei Purikura handelt es sich um eine Fotomaschine, die die Augen größer, die Haut schöner und die Mädchen süßer macht. Zudem kann man die Fotos bunt verzieren und als Sticker verwenden.

Insgesamt gefällt mir Tokyo sehr gut, aber Osaka ist und bleibt meine Lieblingsstadt in Japan!

Schlaflos in Tokyo

Montag, 25.05.2015

Nach einer 10-ständigen Busfahrt kam ich nun also heute morgen in Tokio an. Die Nacht im Bus war lang und ungemütlich, weshalb ich den ganzen Tag auch sehr müde war und Kopfschmerzen hatte.

Schlafen wäre jedoch heute in der Stadt, die niemals schläft, garnicht möglich gewesen. Gegen 14:30 Uhr gab es ein Erdbeben der Stärke 5,5. Da ich mich zu diesem Zeitpunkt gerade in einem Shoppingcenter befand, hab ich das Erdbeben nur so halb mitbekommen. Augenzeugen zufolge sollen sogar die Häuserfassaden geschwankt haben. Mich hat es nur ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht. Nach ein paar Sekunden war auch schon wieder alles vorbei und der Trubel in Tokyo ging weiter seinen gewohnten Gang. Es war erstaunlich, dass alle so ruhig blieben und keiner wirklich irritiert schien.

Tokyo habe ich dennoch heute genossen. Zunächst ging es zum gemeinsamen Frühstück mit zwei deutschen Mädels, die ich von der Farm kenne. Danach ging es mit meiner Freundin, mit der ich bereits Osaka seinerzeit unsicher gemacht habe, durch Tokyo. Erst waren wir auf dem Metropolitan Government Building, denn von dort aus hat man einen tollen Blick über die Stadt. Danach ging es in den Yoyogi Park und zu dem dortigen Meiji Shrine. Tokyo ist wirklich sehr schön, vor allem die Mischung aus Tradition und Moderne, traditionelle Tempel unmittelbar neben modernen Hochhäusern.

Nun sitze ich schon wieder im Hotel, habe das traditionelle Badehaus des Hotels genutzt und ein heißes Bad genommen, gut gegessen und nun bereite ich die nächsten Tage vor. Morgen steht Sightseeing auf dem Programm. Gegen Ende der Woche soll es 35 Grad warm werden, deshalb möchte ich dann zum Strand fahren um im Schatten des Fujiyama zu baden. Außerdem steht noch ein Karaokeabend sowie ein Besuch in einem Onzen mit den Mädels auf dem Programm. Eine Karte für das Ghibli-Museum habe ich leider nicht mehr bekommen, aber wenn noch Zeit bleibt, würde ich gern noch ins Disneyland. Ich werde auf jeden Fall in den nächsten Tagen in Wort und Bild berichten. 

Sprachlos in Okayama

Sonntag, 24.05.2015

Nun sitz ich hier in Okayama am Bahnhof und warte auf den Nachtbus, der mich nach Tokyo bringt. Der Abschied war sehr tränenreich. Ich habe versprochen, dass ich nächstes Jahr wiederkomme ... und das werde ich auch! 

Momentan fehlen mir einfach nur die Worte ...Ich kann nur Danke sagen, für all die Geschenke zum Abschied, die schönen Stunden, die Begegnungen und Erfahrungen und naturlich für all die Herzlichkeit ...  Ich bin sprachlos und fühle mich gerade unvollständig, weil nun ein wichtiger Teil fehlt.

 

Zum Abschied gab es vor zwei Tagen bereits Shabu Shabu, eine Art Fondue, bei dem frisches Fleisch und Gemüse in heißem Wasser geschwenkt wird. Auch ein letztes Stück Kuchen bei Milky Mama stand auf dem Programm. Außerdem lud mich meine Gastmutter noch vor der Abfahrt noch in ein edeles Restaurant ein, wo sie uns eine wirklich fantastische Käseplatte bestellte.

Nun geht es also erstmal allein weiter nach Tokyo für eine Woche, bevor es dann heißt Sayonara Nippon!

Man gewöhnt sich an alles ...

Mittwoch, 20.05.2015

Die Zeit vergeht hier wie im Fluge, denn schon wieder ist eine Woche um! Nun sind es also nur noch knapp zwei Wochen, bis ich Japan wieder verlassen muss. Es ist schon seltsam, wie schnell man sich an so ein ganz anderes Leben gewöhnen kann. Meine Gastfamilie ist für mich inzwischen wie eine eigene Familie, wobei ich meine Gasteltern eher als Gastgeschwister empfinde, da die Gastmutter nur ein halbes Jahr jünger ist als ich. Für die dreijährige Tochter bin ich die große Schwester und auch für die Großmutter und den Hund gehöre ich schon zur Familie. Ich will gar nicht daran denken, dass ich alle in ein paar Tagen schon wieder verlassen muss. 

 

Inzwischen bin ich hier das Mädchen für alles. Neben der Produktion und dem Verkauf der Süßigkeiten koche und backe ich regelmäßig für alle, helfe auf den Feldern, repariere, renovierte und reinige regelmäßig das Gästehaus und kümmert mich um den Hund und das Kind. Und so ziehen die Tage ins Land und es fühlt sich so an, als hätte ich nie etwas anderes getan oder anders gelebt. 

Auch an die ganzen kleinen und großen krabbelnden, kriechenden und fliegenden Mitbewohner habe ich mich hier sehr schnell gewöhnt. Wo Reisfelder sind, sind auch Spinnen, Grillen, Falter und Frösche, dies wiederum lockt Schlangen an, die wiederum beliebt bei größeren Vögeln sind. Angst muss man jedoch keine haben, alle ergreifen die Flucht, sobald Menschen sich nähern. Auch giftiges Getier kann man hier hin und wieder sehen. So sollte man sich in acht vor braunen Schlangen nehmen, welche ich auch schon gesehen habe. Schlangen und Spinnen gibt es allen Größen und mit und ohne Muster, aber die habe ich bislang wirklich nur in den ländlichen Regionen gesehen. Auf den Feldern sieht man zudem Störche, Kraniche und Raben. Außerdem haben wir viele Schwalbennester im und um das Haus und die Schwalben brüten derzeit fleißig. Zudem kann man sogenannte Blauvögel sehen und vor allem hören, denn deren Schrei klingt wie das Quaken eines Frosches. Eine andere Vogelart, deren Namen ich leider nicht weiß, klingt wie ein Sonar, wenn sie pfeift.

An das Essen musste ich mich hingegen nicht gewöhnen, ich liebe ja japanisches Essen. An die etwas anderen Zutaten beim Kochen und Backen habe ich mich inzwischen auch gewöhnt, das Mehl ist eben Reismehl und der Zucker ist feiner, weniger kristallin und nicht so süß. Meine Muffins und Pfannkuchen schmecken trotzdem und der Teig ist sogar noch fluffiger als normal. Was ich aber hingegen sehr vermisse ist Käse. Ich würde zu gerne mal wieder eine gute Käseplatte mit einem Glas Rotwein genießen und Antipasti mit Oliven und co. Jaaaa, ihr Lieben, dies war ein Wink mit dem Zaunpfahl an diejenigen, die mich in zwei Wochen für ein paar Tage in Empfang nehmen. ;-) 

Schall und Rauch

Montag, 18.05.2015

Heute hatte ich mal wieder einen freien Tag und diesen habe ich genutzt, um mir den berühmten Kibitsu-jinjaKibitsu-jinja anzuschauen, einen der ältestenältesten Tempel Japans.

Eine Besonderheit des Tempels ist der "singende Kessel". In diesem riesigen Eisenkessel werden zu den Tempelfesten Mahlzeiten zubereitet. Durch die Hitze fängt das Metall an zu schwingen und der Kessel zu singen. Pilgerern,  die diese Klänge nicht hören können, stehe Unheil bevor, so erklärte es mir die hohe Priesterin des Tempels, dir das Ritual durchführt. Keiko, so hieß die hohe Priesterin, war eine seht alte und nette Dame, die sich viel Zeit für mich nahm. Gemeinsam meditieren wir vor der Feuerstelle und unterhielten uns lang über das Reisen. Durch den Ruß der Jahrhunderte war der Raum ab 2m Höhe komplett schwarz, so dass man die Originalfarben des Tempels nur noch erahnen konnte. Stickig rauchig war es in diesem Raum jedoch nicht, da die Wand- und Deckenkonstruktion teiloffen gestaltet war. Ich habe Keiko versprochen, dass ich wiederrkomme ... und das werde ich auch!

Late Night Talk mit Domian

Samstag, 09.05.2015

Da hab ich mich doch die letzte Nacht ganz still und heimlich nach Deutschland geschlichen, während ihr fast alle schon geschlafen habt ... wenn auch nur digital für knappe 15 Minuten.

WDR 1Live Domian 09.05.2015 ... ab Minute 29:15

Es war mir eine Ehre und große Freude! :)

Mahlzeit!

Mittwoch, 06.05.2015

Heute soll es mal rund um das Thema Essen gehen, da ich hierzu bereits mehrfach befragt wurde.

Zunächst einmal, dass Essen hier in meiner Gastfamilie ist jeden Tag köstlich und frisch. Meist kocht die Großmutter und dann mit frischem Gemüse und Kräutern aus dem Garten. Fisch und Fleisch ist leider auf dem Land sehr teuer, weshalb es das sogut wie nie gibt. Auch Joghurt und Müsli sind auf dem Land schwer zu bekommen, in der Stadt hingegen bekommt man alles problemlos.

Morgens kann ich zwischen Weißbrot mit Marmelade und japanischem Frühstück (Reis mit fermentierten Sojabohnen) wählen. Seit ein paar Tagen habe ich nun auch Müsli mit Früchten und auch Schwarzbrot, was wirklich schwer auf dem Land zu bekommen war. Wurst und Käse hatte ich bisher noch nicht, vermisse es aber auch noch nicht wirklich.

Das japansche Essen ist wirklich super lecker und vieles kann ich inzwischen auch selbst zubereiten. Die Grundnahrungsmittel sind Reis und Nudeln, aber es ist schon erstaunlich, was es da für Unterschiede gibt. Es gibt verschiedene Sorten Nudeln, die man jedoch nicht mit italienischer Pasta vergleichen kann. Auch beim Reis gibt es Unterschiede und die verschiedensten Formen der Zubereitung.

Sushi, Sashimi (roher Fisch) und Misosuppe (Suppe mit Seetang und Tofu) kennt in Deutschland inzwischen fast jeder vom Japaner um die Ecke. Aber die japanische Küche hat sehr viel mehr zu bieten, deshalb hier mal eine kleine Auswahl. Mein Lieblingsessen sind Takoyaki (gebackene Oktopusteigbällchen) und Onigiri (Dreiecke aus Reis mit Füllung und Nori, getrocknete Algen, außen). Aber auch Gyoza (gegefüllte Teigtaschen), Tempura (frittiertes Gemüse) und Okonomiyaki (japanischer Kohlpfannkuchen) sind sehr lecker. Zum Nachtisch esse ich gern Obanyaki bzw. Taiyaki (mit süßer roter Bohnenpaste, genannt Anko, gefüllte Waffel) oder Mochi bzw. Kibidango (klebrige Reisbällchen, aus Reismehl, gefüllt oder ummantelt mit Anko).

Okonomiyaki und Mochi habe ich gerstern selbst einmal zubereiten dürfen und das Ergebnis kann sich sehen lassen.

 

Idylle pur

Samstag, 02.05.2015

Reisfeldidylle am Abend, mit Blick auf unser Haus ... Beim abendlichen Joggen fotografiert.

Mönchenskinder

Freitag, 01.05.2015

Ich hatte ja berichtet, dass ich auf dem Markt einen Mönch kennengelernt habe, der mich und zwei andere Mädels zu sich eingeladen und auch den Kontakt zu eben jenen Mönch in meinem Lieblingstempel hergestellt hat, bei dem ich zum Tee war. Da ich heute meinen freien Tag hatte, konnte ich somit endlich der Einladung des Mönches vom Markt nachkommen. Dieser holte uns gestern abend dann mit dem Auto ab und wir fuhren in seinen Heimatort, Tsuyama, der ca. eine Stunde Autofahrt entfernt ist. Dort wartete dann schon seine Frau mit dem Essen, sie hatte extra italienisch gekocht. Nach einer wirklich sehr tiefsinnigen Konversation über Religion, den Sinn des Lebens und kulturellen Unterschiede, zeigte uns der Mönch noch seine Schule, wo wir dann auch ein Konzert der Berliner Philharmonie auf DVD anschauten. Anschließend durften wir dann in seinem Elternhaus nächtigen. Das Haus war sehr traditionell, aber neu renoviert, mit einem japanischen Bad und einem schönen Garten. Wir hatten das Haus ganz für uns allein und durften sogar ein Bad nehmen, dass ich nach vier Wochen Duschen in vollen Zügen gonoss. 

Am nächsten Tag hatte sich der Mönch für uns ein volles Programm ausgedacht. Zunächst brachte er uns an eine japanische HighSchool, wo wir mit der Englischlehrerin gesprochen haben. In ein paar Wochen sollen wir dort im Englisch-Club der Schule mit den Schülern ein wenig Englisch üben. Nach dem Besuch in der Schule ging es weiter ins Rathaus der Stadt, wo wir dem Amtsleiter des Amtes fur Kultur- und Tourismus vorgestellt wurden. Dieser war sehr neugierig, wie wir als Touristen seine Stadt finden. Anschließend ging es weiter zum schönen Schloss von Tsuyama, in ein Shoppingcenter und abschließend noch in den Tempel des Mönches.

Insgesamt war der Tag sehr anstrengend, aber auch sehr schön. Irgendwie hatte der Mönch wohl einen Narren an mir gefressen, denn er überschüttete mich förmlich mit Geschenken. So habe ich von ihm am Ende ein neues Stoffposter, zwei CDs, ein Playstationspiel und eine DVD geschenkt bekommen und von seiner Frau Schokolade. Wenn ich das nächste Mal in Japan bin, möchte ich die beiden unbedingt wieder besuchen, denn beide waren so nett und liebenswert, obwohl wir völlig Fremde waren.